Giardien: "Was ist das?"

Giardien (G.) sind einzellige Geißeltierchen (Flagellaten). Sie kommen weltweit im Darm zahlreicher Säugetiere vor. Sie stellen auch für den Menschen als Zoonoseerreger eine Gefahr dar. Beim Menschen ist  G. duodenalis (syn. G. intestinalis, G. lamblia) ebenso wie bei Hund und Katze ein weit verbreiteter Darmparasit. Giardien gehören neben den Spulwürmern zu den am häufigsten vorkommenden Parasiten bei Hund und Katze. Die infektiösen Zysten werden zu Hunderttausenden mit dem Kot der Tiere ausgeschieden.

 

Infektionswege!
Die Infektion erfolgt mit infektiösen Zysten über kontaminiertes Futter,  Wasser oder Schmierinfektionen. In den USA lassen sich in bis zu 80 Prozent der Rohwasserproben Giardien nachweisen (Aspöck 2002). Fliegen spielen eine weitere Rolle bei der Verbreitung der Erreger und der Kontamination des Futters (Mehlhorn 1997). Bereits 10 Zysten reichen als Infektionsdosis aus (Mehlhorn 1997, Aspöck 2002, Tenter und Deplazes 2005). Die in die Umwelt ausgeschiedenen Zysten sind sofort infektiös. Im Darm des Wirtes löst sich die Zyste auf und entlässt zwei Protozoen, die Trophozoiten. Diese heften sich an die Mikrovilli der Zellen der Darmschleimhaut. Hier vermehren sie sich durch Zweiteilung (Rommel 2000, Dongus 2003). Unter günstigen Bedingungen können sich die Giardien ausgesprochen stark vermehren. Gleichzeitig beginnt die Umbildung zur widerstandsfähigen Zyste, die dann wieder zwei Trophozoiten enthält. Die Zysten werden in großen Mengen (bis zu 10 Mio. Zysten pro Gramm Kot) über einen Zeitraum von 4 bis 5 Wochen, manchmal sogar Monate ausgeschieden (Rommel 2000, Dongus 2003, Tenter und Deplazes 2005). Dieser Zeitraum verlängert sich, wenn immer wieder ansteckungsfähige Zysten aus der Umwelt aufgenommen werden. Die ausgeschiedenen Zysten bleiben in kühlem Wasser (4°C) bis zu 3 Monate infektiös, in feuchten Böden bis zu 7 Wochen. Unter optimalen Bedingungen können diese mehrere Monate lebensfähig bleiben.

Entwicklungszyklus der Giardia
Entwicklungszyklus der Giardia

Nachweis!
Der Tierarzt  oder ein Untersuchungslabor kann eine Infektion mit Giardien anhand einer Kotprobe mit Hilfe spezieller Anreicherungsverfahren oder mittels Kopro-Antigen-Nachweis feststellen.

 

Therapie!
Mittel der Wahl ist die Therapie mit Fenbendazol.

Katzen sprechen generell weniger gut auf eine Giardiose-Behandlung im Vergleich zum Hund an. Die Gründe hierfür sind unbekannt. Für die Giardienbehandlung der Katze gibt es keine zugelassenen Präparate. Fenbendazol ist in einer Dosierung von 50 mg/kg Körpergewicht/Tag aber wirksam. Bezüglich der Behandlungsdauer werden jedoch in der Literatur unterschiedliche Angaben gemacht, die von einer 3tägigen (Rand 2006)  bis 5tägigen Therapie (Boch und Supperer, 2006; Greene 2006) reichen. Da die Rezidivrate aufgrund von Reinfektionen sehr hoch ist, werden in der Literatur generell Wiederholungsbehandlungen nach ca. 2 Wochen empfohlen. Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass bei der Katze oft ein kürzeres Wiederholungsbehandlungsintervall notwendig ist, wie beispielsweise eine dreitägige Pause zwischen zwei 5tägigen Behandlungen. Fundierte wissenschaftliche Untersuchungen hierzu liegen jedoch nicht vor.

Bislang wurden bei der Behandlung mit Fenbendazol keine Nebenwirkungen beobachtet. Dagegen werden bei Behandlungen mit Metronidazol häufig Nebenwirkungen beobachtet werden. Außerdem ist Metronidazol nicht für die Behandlung von Giardiosen bei Hund und Katze zugelassen. Nähere Informationen dazu erhalten Sie von ihrem Tierarzt. 

Auf Grund des hohen Infektionsrisikos und dem zoonotischen Potenzial für den Menschen, sollten Hunde und Katzen bei Giardien-Verdacht auf diesen Erreger untersucht und bei positivem Befund behandelt werden.  Es gibt derzeit nur ein Präparat mit dem Wirkstoff Fenbendazol, das zur Behandlung von Giardien beim Hund zugelassen ist. Die dreitägige Behandlung der Giardien erfasst zeitgleich auch alle relevanten Rundwürmer sowie die am häufigsten vorkommenden Bandwürmer (Taenien).
Ein Impfstoff mit einer genügend großen Wirksamkeit zum Schutz vor einer Giardien-Infektion steht bislang nicht zur Verfügung (Lehman und Lehman 2004).